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Projekt: Der Madrigalchor Kiel zu Gast in San Francisco

Verfasst: Mi Jan 08, 2020 5:19 pm
von DirkLonnemann
Eine Städtepartnerschaft lebt nicht nur von wirtschaftlichen Interessen und Verflechtungen, sondern gerade auch vom kulturellen Austausch. Und so verwundert es nicht, dass wir als Madrigalchor Kiel auf diese Partnerschaft hin angesprochen wurden, um diesen Zweig des Austausches zu befördern.

Das Orgelkonzert von Dr. Timothy Zerlang im September letztens Jahres nahmen wir darauf hin zum Anlass, erste Kontakte zu knüpfen. Der positive Zuspruch dieses tollen Organisten ermutigte uns, konkrete Schritte der Planung einzuleiten.

Was dann folgte, waren Wochen und Monate intensiver Vorbereitung auf diese Reise, unendlich viele Mails und Telefonate, insbesondere zwischen unserer Chorleiterin Frau Prof. Friederike Woebcken und unserer „Verbindungsfrau“, der unermüdlichen Frau Dr. Renata Kiefer auf der anderen Seite des „großen Teiches“.

Durch einen persönlichen Kontakt zum Leiter des Bay Area Chamber Choirs, Ofer dal Lal, und vermittelt durch Dr. Zerlang zu Professor Steve Sano von der Stanford University, entstand im Laufe der Wochen ein immer dichter werdendes Netz von Verbindungen, die in konkrete Konzertplanungen mündeten.

Was noch fehlte, war ein belastbares Finanzierungskonzept für diese Reise. Nicht zuletzt durch den außerordentlich intensiven Einsatz unserer Chorleiterin gelang es uns, Sponsoren für diese außergewöhnliche Konzertreise zu gewinnen. Wertvolle Tipps erhielten wir zudem vom Verein The Bay Areas e.V. in Kiel.

Vom 03.10. – 13.10.2019 waren wir dann endlich auf Reisen. Über Zürich ging es direkt nach San Francisco, wo es gleich zu einer sehr freundschaftlichen Begegnung mit dem Chamber Choir kam. Nach einer ausführlichen gemeinsamen Probe folgte am nächsten Tag ein Konzert in der St. Mark’s Episcopal Church in Berkeley. Die Privatunterkunft bei Mitgliedern des Chores verfestigte persönliche Kontakte, die über diese Reise hinaus Bestand haben.

Am Tag darauf waren wir zu Gast bei Dr. Zerlang in der St. Mark's Lutheran Church, direkt in San Francisco gelegen. Neben der musikalischen Ausgestaltung des Gottesdienstes sangen wir über Mittag ein Konzert in dieser hellen und freundlichen Kirche. Auch hier wurden wir überaus herzlich aufgenommen und reichlich mit typisch amerikanischen Speisen versorgt.

Weitere Konzerte sollten folgen. So sangen wir in der wunderbaren und eindrucksvollen St. Ignatius Church, in unmittelbarer Nähe zum Golden Gate Park gelegen. Hier überraschte uns der Verein San Francisco-Kiel Sister City Committee mit einem anschließenden herzlichen Empfang mit überaus freundlichen Worten und (wiederum) leckeren Speisen.

Tags darauf waren wir als Chor zu Gast in der Knuth Hall der SF State University. Nach einem Lunch-Konzert ging es per Bus weiter Richtung Stanford. Hier trafen wir auf Prof. Steve Sano, Professor für Chorleitung an dieser bedeutenden Universität, der uns zunächst bei einem kleinen Rundgang Gebäude und Geschichte näher brachte.

Der Abend stand ganz im Zeichen einer Begegnung mit seinem Kammerchor, bestehend aus gezielt ausgewählten Sängerinnen und Sängern der Universität. In einem Workshop arbeiteten wir gemeinsam an unterschiedlicher Chorliteratur, von skandinavischer Chormusik bis hin zum klassischen amerikanischen Volkslied.

Höhepunkt der Reise war dann sicherlich unser Konzert in der Stanford Memorial Church, dieser so außergewöhnlichen multireligiösen Kirche inmitten des Campus gelegen. Da Professor Sano mit seinem Chor anwesend war, wurden er und seine Sängerinnen und Sänger am Ende unseres Konzertes von unserer Chorleiterin spontan nach vorne gebeten, wo wir als Abschluss dieser Begegnung wie auch als Abschluss dieser Konzertreise gemeinsam das „Oh Shenandoah“ sangen, ganz sicher ein echter Gänsehaut-Moment.

Natürlich gab es neben diesen Begegnungen und den Konzerten auch noch Zeit, die Stadt und Umgebung zu erkunden. Eine Radtour über die Golden Gate Bridge war für viele von uns sicherlich ein ganz besonderes Highlight. Dass wir über den gesamten Zeitraum unserer Reise durchgängig mit sommerlichen Temperaturen und reichlich Sonnenschein verwöhnt wurden, hat sicherlich zum überaus positiven Eindruck beigetragen.
Aber mehr noch als das bleiben die freundschaftlichen Begegnungen in Erinnerung, Menschen, mit denen wir ins Gespräch kamen, denen wir mit unserer Musik Freude bereiten konnten und die nach unserer Begegnung verstanden, dass nördlich von Hamburg nicht gleich Dänemark beginnt, sondern sich tatsächlich noch ein Stück Deutschland befindet, mit Kiel als echter Sailing City.

Wir können wirklich nur allen von Herzen danken für ihre Unterstützung, ohne die diese Reise nicht möglich gewesen wäre. Es freut uns zu hören, dass Gegenbesuche ins Auge gefasst werden, etwas, was wir uns von dieser Konzertreise natürlich auch erhofft hatten. Gerne werden wir dann etwas von der erlebten Gastfreundschaft zurückgeben und zeigen, dass auch im Norden Deutschlands reichhaltige Kultur zu Hause ist.

Gerhard Pfau
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